Sein und Sinn
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das versucht, die Welt zu enträtseln, sie zu erklären und sie sich
untertan zu machen. Damit hat er schon in der Altsteinzeit begonnen, und er arbeitet daran bis heute
ununterbrochen. So sucht und findet er im Leben einen Sinn, so stillt er seine Sehnsucht nach Orientierung
in der Welt, nach Schutz und Geborgenheit.
Diese grundlegenden Bedürfnisse haben sich von der grauen Vorzeit bis in die Gegenwart wenig verändert.
Verändert hat sich allerdings die Art, wie der Mensch sie befriedigt: Und das ist das Thema des ersten Teils
der Ausstellung.
Aufsehen erregende, prächtige und wertvolle Exponate, darunter viele archäologische Funde, schlagen einen
faszinierenden Bogen durch die Menschheitsgeschichte. Sie machen lebendig und anschaulich...
...wie der Mensch die Welt erkundet und erforscht
...wie er sie deutet, Erklärungsmodelle ersinnt, wie er zu diesem Zweck etwa Götter und Götzen erfindet,
sie anbetet, ihnen opfert
...wie er versucht, auf Dinge Einfluss zu nehmen, die sich seinem Einfluss zunächst entziehen: auf die
Gesundheit, auf die Fruchtbarkeit, auf das Wetter und auf vieles mehr
...wie er davon träumt, den Tod zu überleben
...wie er Sicherheit und Wärme im sozialen Kontakt mit anderen Menschen sucht, wie er mit ihnen Feste
feiert und den Alltag organisiert.
Dabei gewährt die Ausstellung auch fesselnde Einblicke in die Arbeit der Wissenschaftler, denen es gelingt,
archäologisches Material und andere historische Quellen zu interpretieren, sprich: zum Leben zu erwecken.
Burg und Mensch
Nach Schutz, Geborgenheit und Orientierung sucht der Mensch nicht nur im Himmel, sondern auch auf der Erde.
Eines der mächtigsten Symbole dafür ist bis heute, auch wenn sie ihre kriegerische Funktion längst verloren
hat, die Burg. Den immer wieder neuen Bedeutungen, die diese Bauwerke im Laufe der Jahrhunderte gewonnen haben,
ist der zweite Teil der Ausstellung gewidmet.
Der Mensch im Mittelalter, der meist nicht lesen und schreiben konnte, verstand etwa...
...Turm, Tor, Zinnen und die Mauer aus Quadersteinen als Symbole für die Burg, die in keinem Burgen-Bild fehlen
durften
...die Burg als Sinnbild der Frau und ihrer Keuschheit
...die Burgen auf ihren Hügeln als Orientierungszeichen in der Landschaft (schließlich gab es keine Landkarten)
...Burgen und vor allem Burgzinnen als Symbole der adeligen Herrschaft
...Wappen und Burgnamen – wie Lichtenfels oder Dunkelstein – als „Visitenkarte“ der Burgherren.
Malerei, Musik, Archäologie und Literatur wirken in der Ausstellung zusammen und führen die Geschichte der
Burg bis in die Gegenwart fort: aus Festungen wurden malerische Ruinen, aus Burggärten Schlossparks. Die
Romantiker im frühen 19. Jahrhundert waren vom Mittelalter so fasziniert, dass sie Phantasie-Burgen bauten.
Heute dienen Burgen als Schlosshotels, Pfadfinderlager oder Theaterbühnen. Und selbst aus der Welt der
Computerspiele ist die Burg nicht wegzudenken.